Au Pair - Aus der Sicht einer Gastfamilie
Au Pair

Au Pair – Aus der Sicht einer Gastfamilie

Gastpost von Uta von www.hostmum.com / www.berlondon-mama.de

Hi! Ich bin Uta, gebürtige Berlinerin und lebe seit 2013 mit meinem Mann und zwei Kindern in London. Davor haben wir zwei Jahre in Hong Kong gelebt. Diese Erfahrung, mehrfach mit Kindern ins Ausland zu ziehen und sich einzuleben, hat mich dazu gebracht, meinen Mama-Blog BerlOndonMama über das Leben mit Kindern im Ausland zu beginnen. Hier gebe ich Tipps, auf was man beim Umzug mit Kindern nach England beachten sollte und wo es Unterschiede im alltäglichen Leben im Vergleich zu Deutschland gibt. Außerdem berichte über Alltägliches, was einem als deutsche Familie in London eben so passiert.

Immer öfter habe ich auch Blogposts über Au Pairs veröffentlicht. Das hat mich dazu bewogen, vor einiger Zeit meine neue, englischsprachige Webseite www.hostmum.com zu veröffentlichen. Hier versuche ich die Erfahrungen, die wir persönlich gemacht haben, oder aber auch Erfahrungen von anderen Au Pairs und Gastfamilien, abzubilden und neuen Au Pairs und Gastfamilien Hilfestellungen zu bieten, wie eine Au Pair-Gastfamilien-Beziehung erfolgreich ablaufen kann. Oft scheitert es meiner Meinung nach an unterschiedlichen Erwartungen gepaart mit fehlender Kommunikation. Das ist wirklich schade, denn ich halte das Au Pair Arrangement für beide Parteien für sehr wertvoll.

Wie wir auf „Au Pairs“ gekommen sind

Wir hatten bereits in Hong Kong erste Erfahrungen mit einer Live-in Angestellten gesammelt. Einer philippinischen Maid, die hauptsächlich für den Haushalt verantwortlich war, aber ab und zu auch mal aufs Kind aufgepasst hat. Das Maid-Arrangement in Hong Kong ist Standard und alles ist darauf ausgerichtet, einen „Helper“ bei sich leben zu haben. So hat jede Familien Wohnung ein kleines separates Zimmer mit Mini-Bad (das ist echt nicht schön, aber mir wurde versichert, dass die philippinischen Frauen zu Hause noch weniger Platz haben). Und zumindest ist das IHR Platz.

In der Zeit, als wir in Hong Kong waren, wurde es unter ausländischen Familien immer mehr zum Usus, die Helper auszuquartieren und ihnen die Miete für eine „eigene Wohnung“ – oder eher ein Bett – zu zahlen. Denn in den Maids-Wohnungen gab es immer mehrere Schlafzimmer, wo in jedem Schlafzimmer 2-3 Doppelstockbetten standen und sich alle Bewohner ein Bad und eine Küche teilen mussten! Das fand ich echt krass und unmenschlich und wir waren immer sehr darum bemüht, unsere Tita ebenbürtig zu behandeln. Aber natürlich ist eine Maid zu haben kaum mit dem Au Pair Arrangement zu vergleichen, weil sie eben nicht wirklich ein Familienmitglied werden (wollen). Mein Angebot zu Beginn, dass sie sich zum Essen zu uns an den Tisch setzen kann, wurde fast mit Entsetzen abgelehnt. Wen das Thema philippinische Maid weiter interessiert, kann hier mehr Informationen über unsere Maid Tita nachlesen.

In London haben wir uns für ein Au Pair für die Kinderbetreuung unserer zwei Kinder entschieden, als ich wieder angefangen hatte, zu arbeiten. Auch deshalb, weil wir in Hong Kong schon gute Erfahrung mit „Live-in“ gemacht hatten. Es ist definitiv nichts für jedermann, dauerhaft jemand „Fremdes“ im Haus zu haben, für uns ist das aber ok.

Wieso entscheiden sich Familien dafür, ein Au Pair aufzunehmen?

Für uns gab es zwei Hauptgründe, dass wir uns für ein Au Pair entschieden haben:

Ich wollte unbedingt, dass mit den Kindern deutsch gesprochen wird, wenn ich arbeiten bin. Ein deutsches Au Pair zu finden, das nach London ziehen will, ist deutlich einfacher, als dort eine deutsche Nanny zu finden.

Außerdem habe ich als Praktikantin angefangen zu arbeiten. Und da in London – man glaubt es kaum – das Durchschnittsgehalt nicht gerade sehr hoch ist und ich auch nach dem Praktikum kein mega großes Gehalt erwarten durfte, vor allem für vier Arbeitstage, war es auch eine finanzielle Entscheidung. Ich wollte nicht arbeiten gehen, um dann das gesamte Gehalt plus noch etwas obendrauf an eine Nanny zu zahlen.

Das Au Pair Arrangement schien uns auch deshalb gut geeignet, weil wir ein freies Schlafzimmer hatten und ich auch ganz gerne jemand „Erwachsenen“ im Haus habe, wenn mein Mann mal beruflich verreist ist. Außerdem waren die Kinder mit 2 und 5 Jahren schon alt genug, für ein Au Pair.

Wie findet man als Gastfamilie ein Au Pair?

Unser erstes Au Pair kam durch persönliche Kontakte. Weil ich mit dem Praktikum begonnen hatte und wir erstmal „testen“ wollten, wie alle damit klarkommen, dass „Mama arbeiten geht“, wollte ich kein Au Pair suchen, das 12 Monate bleiben will. Damals kannte ich mich auch gar nicht aus und mir war nicht bewusst, wie einfach ich vermutlich für den Zeitraum April – Juli ein Au Pair gefunden hätte. Viele Mädels und Jungen suchen nämlich nur übergangsweise eine Au Pair Stelle.

Für die Suche nach dem zweiten Au Pair habe ich mich bei Au Pair World angemeldet. Das kostet für die Gastfamilien eine Gebühr, damit sie den gesamten Service nutzen können. Wir hatten auch ein paar nette deutsche Mädels dort aufgetan. Am Ende haben wir uns aber für ein Au Pair entschieden, dass über eine persönliche Empfehlung kam. Netterweise hatte mein alter Direktor vom Gymnasium meine Au Pair Anzeige an den Schul-Newsletter geschickt und eine Mutter kannte die Mutter unseres Au Pairs.

Für das Jahr darauf haben wir uns bereits im April für ein Mädchen von Au Pair World entschieden. Im Mai hatten wir sie nach London eingeladen, um die Kinder und die Aufgaben kennen zu lernen. Am Ende ist sie 3 Tage nach Beginn ihres „Au Pair Jahrs“ wieder abgereist, weil sie sich überfordert gefühlt hat. Ich bin seit dem etwas vorsichtig, was Au Pair World angeht und habe auch – ohne Gewähr – gehört, dass 80% der angemeldeten Au Pairs niemals eine Au Pair Stelle antreten (Aussage eines Au Pair Agentur Angestellten).

Ich denke, dass sich einige junge Leute einfach mal kostenlos anmelden und schauen, ob sich interessante Familien bei ihnen melden und sich gar nicht so bewusst sind, was eigentlich als Au Pair auf sie zukommt. Wenn man sich entscheidet, Au Pair zu werden, sollte man sich das aber sehr wohl gut überlegt haben. Es ist Arbeit, mit festen Arbeitszeiten. Es kann anstrengend werden und bringt eine hohe Verantwortung mit sich. Die Gastfamilien verlassen sich auf das Au Pair. Dafür sollten die Gastfamilien im Gegenzug dafür sorgen, dass das Au Pair Jahr eine tolle Erfahrung wir diese jungen Menschen wird.

Unterm Strich würde ich nach meiner Erfahrung sagen, dass auch viel Glück dazu gehört, dass es von Au Pair und Gastfamilien-Seiten gut klappt.

Wie ist das Leben als Gastfamilie mit einem Au Pair?

Jedes Au Pair kommt mit ihren Erfahrungen und Gewohnheiten in die Gastfamilie. Das alleine ist schon mal ein Punkt, dem ich als Gastmutter gespannt und etwas nervös entgegenblicke. Auch, weil man als Gasteltern eine gewisse Verantwortung für das Au Pair übernimmt.

Die Au Pairs übernehmen als junge Menschen natürlicherweise vieles vom Elternhaus. Und davon bekommen wir auf der Au Pair Suche nur Bruchstücke mit. Es wäre mir zu unangenehm, nach den Berufen der Eltern zu fragen, was eventuell einen Anhaltspunkt über das Elternhaus zulassen könnte. Indirekt bekommt man eine gewisse Idee von den Verhältnissen im Elternhaus, wenn man mit dem Au Pair skyped. Einfach so aus dem Gespräch und den Schilderungen des Au Pairs heraus.

Wenn ich auch dieses Thema derzeit nicht direkt anspreche, gibt es andere Punkte, die ich direkt vorab geklärt haben will, um böse Überraschungen zu vermeiden. So sage ich zum Beispiel immer, dass wir unseren Wocheneinkauf bei einem deutschen Discounter machen, weil mir da einfach alles am besten schmeckt. Wir kaufen auch einige Bio-Produkte, aber das meiste ist konventionell und nicht bio. Das ist für jemanden, der mit Biolebensmitteln aufgewachsen ist, sicher gut, vorher zu wissen.

Außerdem sage ich auch, dass wir an den Wochenenden immer sehr beschäftigt sind und daher leider viel zu selten Ausflüge machen. Mit Schwimmkursen und meistens mindestens einem Kindergeburtstag und dann noch etwas Sport, Besorgungen erledigen oder Verabredungen mit Freunden, bleibt das etwas auf der Strecke. Deshalb sind uns natürlich Au Pairs lieber, die schnell Anschluss finden und dann am Wochenende selbstständig Dinge mit ihren Freunden unternehmen.

Wenn das neue Au Pair kommt, gehen wir auch eine Regelliste durch. Nach der etwas gemischten Erfahrung mit unserem ersten Au Pair ist diese au Pair-Regelliste etwas angewachsen. Da sind so Standarddinge aufgelistet, die zur Sicherheit gehören, wie Fenster zumachen, Türen beim Verlassen abschließen, Herd kontrollieren. Den Kindern Helme aufsetzen, nicht zu weit vorauslaufen lassen, an der Straße vom Roller absteigen etc.

Oder Regeln zum Essen und snacken der Kinder.

Zur Freizeit des Au Pairs haben wir auch ein paar Regeln. Auch wenn es Erwachsene sind, möchten wir zum Beispiel nicht, dass das Au Pair unter der Woche bis in die Puppen unterwegs ist, wenn es am nächsten Tag morgens arbeiten muss. Ich halte unsere Regeln absolut nicht für überzogen und erwarte daher eigentlich auch, dass man sich grob an sie hält. Ausnahmen gibt es natürlich immer. Und wenn wir mit einem Au Pair sehr zufrieden sind, weichen wir gerne auch mal öfter zu Gunsten des Au Pairs von diesen Regeln ab.

Wir sehen das Zusammenleben mit einem Au Pair als Geben und Nehmen und gehören im Vergleich zu Berichten, die ich so gehört habe, definitiv zu den netten Gastfamilien. Aber auch bei uns gibt es Grenzen und wenn es an grundsätzlichen Dingen scheitert, haben wir uns auch schon mal vorzeitig von einem Au Pair getrennt. Allerdings im gegenseitigen Einverständnis und ohne Drama, von dem man in manchen Au Pair Konstellationen immer wieder mal hört. So habe ich auch schon mal einem Au Pair empfohlen, einfach ihre Sachen zu packen und aus der Familie zu flüchten, die sie wie eine Dienerin behandelt hat.

Jedes neue Au Pair sorgt aber auch bei der Gastfamilie dafür, die – manchmal auch nicht gerade positiven – eingeschleiften Verhaltensweise auf die Probe zu stellen, so dass das Zusammenleben mit einem Au Pair manchmal auch nachhaltigen positiven Einfluss auf das Familienleben hat.

Ich bin grundsätzlich ein großer Befürworter des Au Pair Arrangements, weil es für beide Parteien einen großen Erfahrungsgewinn bedeuten kann. Und wenn einmal Probleme auftauchen kann ich nur empfehlen, die Flucht nach vorne anzutreten und mit der anderen Partei offen zu sprechen, anstatt zu früh die Flinte ins Korn zu werfen.

Eure Uta x

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