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Westminster Attack – Wie ich es in London erlebte

Es war eigentlich ein Tag wie jeder andere. Das Wetter war vielleicht etwas verrückter als sonst, aber das war´s dann auch schon. Bis dann Nachmittags die Eilmeldung kam, ein Wagen sei auf der Westminster Bridge in Fußgänger hinein gefahren und anschließend vor dem Parlament in die Umzäunung gekracht. Der Fahrer habe dann versucht, in den Palace of Westminster einzudringen, bewaffnet mit zwei Messern. Dabei wurde ein Polizist niedergestochen und der Fahrer des PKWs von der Polizei angeschossen.

Eigentlich hatte ich heute vor, einen Post über den St. Patrick´s Day am letzten Wochenende zu veröffentlichen. Aber angesichts der Umstände fand ich es nicht sehr angemessen diesen gerade heute zu posten. Jetzt schreibe ich also über den gestrigen Tag und wie ich diesen hier in London erlebte.

DIE HEUTIGE AUSGABE DER METRO

 

Der 22.03.2017 – genau ein Jahr nach dem Anschlag in Brüssel

Zum Zeitpunkt, als die Nachricht bekannt gegeben wurde, schien es, als wäre das alles relativ klein und verhältnismäßig „harmlos“ gewesen. Es war noch von keinen verletzten die Rede, abgesehen von dem niedergestochenen Polizisten und dem Täter selbst natürlich, sonst aber nichts. Generell wurde zunächst nur sehr wenig bekannt gegeben. Aber so ist es wohl, wenn man das Geschehen im Livetakt mitbekommt.

Es wurde aber nach und nach mehr und nun war von einigen wenigen verletzten die Rede. Dann ein toter, bald schon zwei. Auf einmal wurde von mehr als einem Dutzend verletzten und teils sehr schwer verletzten berichtet. Anfangs hatte ich noch das Gefühl, das ganze sei, den Umständen entsprechend, eher „harmlos“ abgelaufen, aber spätestens jetzt wurde mir klar, dass die Lage doch um einiges ernster war, als ich angenommen hatte. Das war dann wirklich ein sehr seltsames Gefühl, denn jetzt war auch auf einmal von einem Terror Anschlag die Rede. Die Zahl der Verletzen stieg ziemlich schnell auf 20 und inzwischen wird von etwas mehr als 40 berichtet. Die Zahl der toten ist auf 5 gestiegen.

DAS ANSCHLAGSRISIKO FÜR LONDON WAR SCHON SEIT EINIGER ZEIT SEHR HOCH

Zur Zeit als der Anschlag in Westminster passierte waren ungewöhnlich viele Hubschrauber und auch Polizeiwagen hier in West Kensington unterwegs. Obwohl wir hier etwas mehr als 4 Meilen von Westminster entfernt sind. Das kann natürlich auch nur ein komischer Zufall gewesen sein, ich weiß es nicht. Es war allerdings kein Zufall, dass bei der Tube Station im Hammersmith Broadway nun Polizisten zu Fuß unterwegs waren. Was jedoch nicht verwunderlich war, angesichts der Geschehnisse zuvor.

Ich hatte nie daran gedacht, jemals irgendwann so nah an einem solchen Anschlag zu sein. Man hört immer nur davon, ist betroffen von dem, was geschehen ist, aber es erreicht einen nicht so wirklich. Es ist ja so weit weg von einem selbst und man vergisst es schon bald wieder. Ehrlich gesagt denke ich, dass es selbst hier, so nah an einem dran, schon bald wieder anders aussieht. Ganz nach dem Motto „Keep Calm and Carry On!“ – etwas anderes bleibt einem letztendlich auch gar nicht übrig!

Der Tag Danach

Für den heutigen Tag hatte ich mir eigentlich nur vorgenommen, meinen St. Paddy´s Day Post fertig zu machen. Dieser Plan hat sich aber, wie schon gesagt, geändert… Ich bin heute Vormittag dann spontan nach South Kensington rüber gefahren, um eine Freundin zu treffen. Mir ist dabei auch sehr schnell aufgefallen, dass heute nun deutlich mehr Polizisten als üblich auf den Straßen unterwegs waren. Was natürlich  auch kein Wunder ist.

DIE ERSTEN 11 SEITEN BEINHALTETEN NUR DEN ANSCHLAG VON WESTMINSTER

Die Stimmung heute hier ist, muss ich ehrlich sagen, schon sehr interessant. Eine Mischung zwischen zurückhaltender Vorsicht, sowie Betroffenheit (vielleicht auch etwas Unsicherheit) und „man lebt so weiter wie vorher auch“ – als sei nichts gewesen.

Ich Persönlich sehe mich auch dazwischen. Ich bin sehr betroffen, von dem was hier gestern geschehen ist. Gerade wenn ich die Nachrichten lese um mich auf den neusten Stand zu bringen. Auch während ich das hier schreibe. Andererseits jedoch bin ich doch irgendwie so weit davon entfernt und das Leben geht ja schließlich auch weiter.

Es ist wirklich ein seltsames Gefühl, da ich ja – trotz, dass ich hier mitten in London bin – alles nur über die Medien mitkriege. Es kommt mir so vor, als wäre dieses Attentat in wirklichkeit nicht so nah passiert. Allerdings, wenn ich daran Denke, dass ich Sonntagabend noch an direkt dem Punkt auf der Westminster Bridge stand, an dem gestern so viele unschuldige Menschen verletzt und auch getötet wurden, merke ich, wie sehr mich mein Gefühl doch täuscht.

Der große Hype auf Sozialen Medien

Eines der schlimmsten Dinge, die man nach einem Tag wie gestern machen kann, ist Twitter und Co. aufzurufen. Ich denke, dass dies wirklich jeder kennt. Ein Haufen scheinheiliger Tweets von Menschen von überall auf der Welt. An sich ist es natürlich eine schöne Sache, wenn Menschen ihr Mitgefühl aussprechen. Jedoch tummeln sich im Internet einfach zu viele Wichtigtuer und Besserwisser.

ETWAS GEWAGT DEN ANSCHLAG ALS „WAR ZONE“ ZU BEZEICHNEN

Ich hab es also auch mal wieder gemacht, obwohl ich schon wusste, was da auf mich zukommt und hab mich in die Twittertrends gestürzt. Neben vielen ernst gemeinten Tweets gab es auch dieses Mal leider mindestens genauso viele, bei denen ich mir denken musste „wieso tu ich mir das überhaupt an“. Das schlimmste für mich sind dabei die Tweets offensichtlich uninformierter User und allem voran die Hashtags wie #Prayfor… #Jesuis… und so weiter. 

Sie waren vielleicht einmal angebracht, aber inzwischen haben sie eindeutig ihre Bedeutung verloren. Und ich muss ehrlich sagen, ich war noch nie davon überzeugt, dass der #Prayfor… irgendwem hilft. Es wird kurz ins Smartphone eingetippt, gepostet und das war´s dann auch schon. Beten wird sowieso niemand.

Dies ist nur meine Meinung und auch bitte nicht zu verwechseln, denn ich bin absolut nicht gegen Anteil- oder Stellungnahme (auf sozialen Plattformen und auch allgemein) zu Vorfällen wie diesem in Westminster. Im Gegenteil, ich finde es sehr toll, dass Menschen sich dazu aussprechen. Aber nur, wenn es auch ernst gemeint ist und bitte, bitte ohne diese ausgenutzten Hashtags! Zeigt stattdessen lieber, dass ihr euch von so etwas nicht einschüchtern lasst und vor allem, dass ihr dadurch eure Offenheit gegenüber anderen Kulturen nicht verliert.

Stay Safe!

WE ARE NOT AFRAID

WE ARE LONDONERS

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2 Comments

  • Reply Nicki 23. März 2017 at 20:16

    Hätte auch niemals gedacht, sowas mal so „nah“ mitzuerleben. Daran sieht man, dass es jeden ganz schnell treffen kann!
    Trotzdem:
    WE ARE NOT AFRAID

    • Reply Salo♥ 23. März 2017 at 20:37

      Ja, du hast vollkommen recht! Und gerade deswegen, ist es wichtig zu zeigen, dass wir uns von nicht einschüchtern lassen.

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